Der physikalische Anfang ist nicht greifbar. Was der sogenannte Urknall eigentlich ist, das kann auch die Physik nicht beschreiben. Sie kann aber die Aussage machen, dass alles seinen Anfang durch ein Ungleichgewicht nahm. Aus einer völligen Gleichheit heraus kann nichts entstehen. Die Physik postuliert den Anfang als irgendeine Art von Fluktation. In den Kategorien der Quantenphysik handelte es sich dabei um einen ersten Quantensprung. An allem Anfang steht demnach der Bruch, das Andere und Zweite, das sich erstmals von der bis dahin ungreifbaren Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit (1) unterscheidet. Der Bruch (2) ist die Bedingung, um eine Dynamik in Gang zu setzen. Er ist die in der Philosophie oft erwähnte „Bedingung der Möglichkeit“ allen Geschehens. Das geometrische Gleichnis für diesen ersten Akt ist das in dem Einheitskreis eingeschlossene Quadrat der Fläche 2.
Der Einheitskreis ist das Ur-Symbol für Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit. Das Quadrat ist zum Kreis ein Anderes und Zweites – ein zum Kreis Polares. Es ist das Ur-Symbol für das konkret Manifestierte, für die Substanz der Welt. Die Erscheinungen der Substanz machen den Zwiespalt der Dinge ansichtig.
Seit der Begründung der Quantentheorie durch MAX PLANCK wissen wir, dass alles was existiert als ein ganzzahliges Vielfaches einer kleinsten Größe existiert. Das verweist auf die universelle Bedeutung der Zahlen, denn nichts existiert ohne Anzahl.
Zugleich zeigt die Quantentheorie, dass die Natur der Dinge nicht Kontinuität ist, wie wir sie im Zahlenstrahl zu erkennen glauben. Die Natur entwickelt sich nicht kontinuierlich. Sie macht nach dem Vorbild der Zahlen Sprünge. Der erste aller Sprünge ist der Sprung vom Wesen der Eins zum Wesen der Zwei, den die Geometrien von Kreis und Quadrat illustrieren. Ihre Abbildung zeigt, wie sich die Qualität der Zwei manifestiert, und sie vermittelt uns, dass diese neue Qualität nicht außerhalb ihres Ursprungs existiert sondern von ihm umfasst (!) wird. Die den Anfang bildende Einheit ist nicht (be)greifbar, wohl aber der ihr folgende Sprung in die Polarität hinein. Sie existiert im wahrsten Sinn des Wortes (lat. existere/heraustreten). Die Bibel beginnt ihren ersten Satz deshalb mit dem Beth, dem zweiten Buchstaben des hebräischen Alphabets. Jener erste Satz besteht in allen seinen Ebenen aus scheinbar nicht endenden Widersprüchen und bildet am Ende über sie hinweg doch ein sichtbares Ganzes. Ähnliches berichtet auch die nachfolgende Erzählung von der Entstehung des Bewusstseins der Menschen Adam und Eva. Der biblischen Genesis nach hat sich der entscheidende Qualitätssprung von der paradiesischen Einheit (1) hin zur Welt des Zwiespaltes (2) ereignet, weil der Mensch von den Früchten des Baumes der Erkenntnis gegessen hat und ein wenig – aber unzureichend – differenziert hat. Haben wir das paradiesisches Dasein verwirkt, weil wir erkennen wollen? Die Erzählung berichtet, dass den Menschen die ersehnte Rückkehr von zwei Engeln mit flammenden Schwertern am Eingang des „Garten Eden“ versperrt wird. Den Menschen – nun in der Welt der Polarität – bieten sich zwei Möglichkeiten. Entweder sie finden einen Konsens mit der „geistigen Polarität“ (2) alias Zweiheit vor den Toren der Einheit oder sie ziehen ihres Weges in die Welt der Gegensätze. Auf jenem Weg herrschen ebenso die Polarität und Zweiheit, d.h. der „Bruch der Dinge“. Das vermittelt uns spätestens die Quantentheorie. „Satan“, der Typ mit den zwei Hörnern, den zwei verschiedenen Beinen, von denen eines das eines Zweihufers (Pferdefuß) ist, und der einen zweispießigen Speer als Waffe trägt, beherrscht nicht nur laut Bibel die Welt. Nach seinen Regeln müssen wir offenbar spielen, denn es gibt nichts, was ohne sein Zeichen – die Polarität der Dinge – existieren könnte. Uns bleibt nur, die Polarität (2) zu ergreifen und sie auf eine Weise zu sehen, wie sie das o.g. geometrische Gleichnis verrät. Das bedeutet, die unauflösliche Verbindung der Einheit mit der Zweiheit zu sehen und mit ihr entsprechend umzugehen.
Die Zwei – der Zwiespalt – ist das Urproblem aller Probleme. Am Ende ist der Mensch gezwungen, sich doch noch mit der Polarität der Dinge, den schwertbewaffneten Wächtern an der Paradiespforte auseinanderzusetzen.
In den Zeiten der Physik und Mathematik nennt man die Wächter „Widerspruch“ oder „Relativität“, denn nichts existiert für sich allein. Alle physikalischen Größen haben einen Bezugsrahmen. In der Sprache der Relativitätstheorie handelt es sich dabei um die sogenannten Inertialsysteme. Dem geometrischen Gleichnis nach ist das denkbar größte Inertialsystem der Kreis mit dem Radius Eins. Kurzum: Wer als Inertialsystem der Polarität (2) die Einheit (1) erkennt, der erkennt die Ordnung des Seins.
Übrigens: Die Zahl der Ordnung ist die Zahl 12. Sie ist die erste zweistellige Zahl, in welcher die Eins und die Zwei die hierarchisch rechte Ordnung abbilden … … … das aber verlangt einen „Schluck aus einer weiteren Tasse“